Schon als kleines Mädchen faszinierten mich Geschichten von Einsiedlern, die allein in der Wildnis wohnen und sich mit den Dingen, die sie brauchen selbst versorgen. Aufgewachsen in einem typischen DDR-Neubaublock war mein Leben jedoch weit entfernt davon. Als meine Oma dann ihren eigenen Garten baute, rückte das Paradies schon in greifbare Nähe. Doch als die umliegenden Streuobstwiesen gefällt und die Weiden als Eigenheimgrundstücke verkauften wurden, zerplatzte das Glück wieder.

Dass ich diese tiefe Sehnsucht in mir habe, wurde mir schlagartig wieder bewusst, als Karsten mich fragte, ob ich mir vorstellen könne, mit ihm in die Oberlausitz zu gehen. Das Gartenparadies meiner Oma lag schon 20 Jahre zurück und mittlerweile war ich in Berlin zuhause. Mir war sofort klar, ich will. Die Abenteuerlust hatte mich gepackt, auch wenn ich natürlich mit einem weinenden Auge meine Freunde in der Hauptstadt zurücklassen würde.

Im November 2011 war es dann soweit, wir ließen die Städte hinter uns, um auf dem Land zu leben. Ein backsteinerner Dreiseitenhof und herzliche Nachbarn versüßten uns das Ankommen und schnell wurde uns klar, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Ein warmes und herzliches Empfangen von Mensch und Natur.

Die Großstadtallüren verflüchtigten sich und das Entschleunigen setzte ein. Stück für Stück ging es voran, im Garten, im Haus, mit der Familie. Heute haben wir 2020. Neun Jahre liegen hinter uns: Wir haben hier drei Söhne bekommen, die mit der Natur aufwachsen können, mein Arbeitsplatz liegt nur einen Katzensprung entfernt und ich kann nach getaner Arbeit jederzeit durch den Wald stromern. Obwohl es nicht immer einfach ist, bin Ich erfüllt vom Sein, vom Arbeiten, vom Leben. Das Genießen ist zurückgekehrt, die Wahrnehmung auf achtsam gestellt und Frieden eingekehrt.

Selbst die Kultur kommt auf dem Lande nicht zu kurz. Seit 2018 unterstütze ich den Kino-Café Rietschen e. V. als Schatzmeisterin und genieße jeden Mittwoch die Vorzüge eines kleinen Programmkinos.